Psychomotorik

Bei der Psychomotorik geht es darum, die eigene Körperwahrnehmung durch abwechslungsreiche Bewegungserfahrungen zu schulen. Grundlage ist die Erkenntnis, dass Bewegung und psychische Prozesse eng miteinander verknüpft sind. Gerade bei Kindern werden Lernprozesse in erster Linie durch das eigene Tun in Gang gesetzt. Die Entwicklung der Motorik beeinflusst die persönliche Entwicklung, die Fähigkeit zum Handeln in und mit seiner materialen und sozialen Umwelt.

Psychomotorik will anregen, anleiten und unterstützen, sich die Umwelt selbsthandelnd zu erschließen, sie ist ausgerichtet auf die Ganzheit der menschlichen Persönlichkeit, nicht nur auf die Verbesserung der Bewegung und Bewegungsfähigkeit.

Bewegung, Erleben und Empfinden gehören zusammen, bedingen sich (vor Freude in die Luft springen, nicht über seinen Schatten springen können).

Sehr vielen Entwicklungsauffälligkeiten kann mithilfe der Psychomotorik entgegengewirkt werden, daher ist die potenzielle Zielgruppe in Kindergärten recht groß. Sie umfasst unter anderem:

  • Kinder, die sich im Hinblick auf ihren Körper wenig zutrauen oder die generell ängstlich und gehemmt sind,
  • Kinder, die sehr unruhig sind und zum Beispiel unter ADHS leiden,
  • Kinder, die über wenig Körperbeherrschung verfügen, die kraftlos und ungeschickt erscheinen,
  • Kinder, die aufgrund von Krankheiten oder Behinderungen in ihren Bewegungsabläufen beeinträchtigt sind,
  • Kinder mit Wahrnehmungs- und/oder Konzentrationsproblemen,
  • Kinder, die soziale Schwierigkeiten haben und
  • Kinder, die Lern-, Sprach- oder Verhaltensauffälligkeiten zeigen.

Ziel der Psychomotorik ist die Förderung der gesamten Persönlichkeit des Kindes. Die Psychomotorik möchte den Kindern helfen, Vertrauen in sich selbst und ein positives Selbstbild zu entwickeln. Weitere Ziele in der Psychomotorik bilden die Förderung der Eigentätigkeit des Kindes, die Anregung zu selbständigem Handeln sowie die Erweiterung der Handlungskompetenz und Kommunikationsfähigkeit des Kindes durch Erfahrungen in der Gruppe. Die Inhalte der Psychomotorik lassen sich in drei Kategorien unterteilen:

  • Körpererfahrungen: seinen Körper wahrnehmen und erleben, kennen lernen, mit ihm umgehen können sowie lernen, sich selbst einzuschätzen.
  • Materialerfahrungen: räumliche und materielle Umwelt erfahren, mit ihr umgehen und sie verändern können. Im Umgang mit den Materialien lernen die Kinder etwas über Größe, Gewicht und physikalische Eigenschaften der Dinge.
  • Sozialerfahrungen: mit anderen über Bewegung kommunizieren, lernen miteinander umzugehen. Über Bewegung und Spiel wird das soziale Handeln der Kinder gefördert, denn die Bewegung ist das ursprünglichste Kommunikationsmittel der Kinder.

Die psychomotorische Fördereinheit findet in der Einrichtung statt. Die Gruppengröße ist abhängig von der Raumgröße, der Anzahl der Fachkräfte und dem Alter der Kinder. Die Gruppe sollte möglichst heterogen sein, allerdings sollten die Kinder vom Entwicklungsniveau zueinander passen, also in den Altersstufen nicht zu weit auseinanderliegen.

Davon abgesehen kann eine effektive psychomotorische Förderung nur stattfinden, wenn die Teilnehmerzahl auf wenige Kinder begrenzt wird. Der Förderschwerpunkt (zum Beispiel Konzentration, Reaktion, Kooperation, Körperwahrnehmung, Ausdauer, Selbstbewusstsein, …) sollte klar erkennbar sein, es geht in der Regel nicht allein darum, die Kinder „auszupowern“. Die Einheit sollte mindestens 10 Stunden, je ca. 45min umfassen, ist aber auch individuell gestaltbar.