Videogestützte Pädagogik

Uns ist die Fachkraft-Kind-Interaktion immens wichtig, daher handeln wir nach dem Motto „Erziehung durch Beziehung – Betreuung durch Treue – Bildung durch Bindung!“ Um diese Interaktion zu stärken, wenden wir die Methode der Videografie an, denn die Beziehung zwischen dem Kind und uns Fachkräften ist für beide Entwicklungsverläufe sehr wichtig. Wir lernen vom Kind und das Kind von uns sowie das Kind von den Eltern lernt und die Eltern vom Kind; das sind unumstößliche Tatsachen.

Mit Hilfe dieser Methode haben wir die Möglichkeit Videosequenzen des Kindes im Elterngespräch transparent aufzugreifen, den Entwicklungsverlauf des Kindes konkreter darzustellen und die Aufnahmen gemeinsam zu reflektieren. Auch unsere Fachkräfte und Praktikanten lassen sich bei der Anleitung von pädagogischen Angeboten oder in Teamsitzungen aufnehmen, dies unterstützt uns in der Weiterentwicklung und Reflexion unseres pädagogischen Handelns; aber auch unser Verständnis für das Verhalten und Erleben des Kindes wird erweitert. Die Arbeit mit Videografie gelingt, wenn eine wertschätzende Atmosphäre geschaffen wird und der Fokus immer auf dem Gelungenen und den Ressourcen liegt. Videografie ist keine Methode der Fehlersuche! Sie soll uns als Reflexionsmethode und positive Erfahrung dienen, aus der wir in unseren Fähigkeiten gestärkt herausgehen.

 „Videografie meint das Herstellen oder auch die Dokumentation durch Videoaufnahmen. Videocoaching umfasst die Reflexion und/oder Beratung pädagogischer Fachkräfte hinsichtlich ihres eigenen pädagogischen Handelns anhand von Videoaufnahmen. Im Verlauf des Videocoachings erfolgt ein teambasiertes oder eigenständiges Auswerten von aufgezeichneten Videosequenzen, die als Grundlage für eine Analyse und Reflexion der pädagogischen Arbeit dienen. Hierbei wird das Ziel verfolgt, mögliche Änderungspotenziale aufzudecken.“ (Born-Rauchenecker, 2017)

Einsatz von Videografie in Kindertageseinrichtungen (Jampert et al., 2011c)
Videografie kann eingesetzt werden, um unterschiedlichste pädagogische Themen, wie z. B. alltagsintegrierte sprachliche Bildung oder Teilhabe und Inklusion, in den Blick zu nehmen. Dabei ist es erforderlich auf die drei wichtigen Bestandteile einer Situation zu schauen:

  • den Kontext,
  • das Kind und
  • die pädagogische Fachkraft.

Bedenken gegenüber dem Einsatz der Videografie
Bei der Einführung von Videografie und Videocoaching in der Kindertageseinrichtung können viele Bedenken, Gegenargumente und Fragen entstehen.

„Wir sind doch dann gar nicht echt!“
Kinder gewöhnen sich sehr schnell an den Einsatz von Videografie. Anfangs sind sie am Gerät und an den entstehenden Aufnahmen interessiert. Geht man diesem Interesse nach, tritt schnell ein Gewöhnungseffekt ein. Auch pädagogische Fachkräfte gewöhnen sich an die Kamera. Filmt man regelmäßig längere Sequenzen und tritt Routine beim Ausüben dieser Tätigkeit ein, verhalten sich pädagogische Fachkräfte und Kinder ganz „normal“ – auch vor der Kamera. Selbst wenn dies anfangs nicht gleich gelingt: Ziel der Videografie ist es, viele gelungene Momente der Interaktion zu finden. Ein Gespür für entsprechende Situationen wird sich bei einer pädagogischen Fachkraft durch Ausprobieren bald einstellen.

„Wie ist das mit dem Datenschutz?“
Der Träger muss bei der Arbeit mit Videografie die aktuellen Datenschutzgesetze (Bundesdatenschutzgesetz [BDSG], Datenschutz-Grundverordnung [DSGVO], Landesdatenschutzgesetze) beachten. Es muss festgelegt werden, wo und über welchen Zeitraum hinweg Videoaufnahmen gespeichert werden. Ebenso werden Einverständniserklärungen aller Eltern, deren Kinder gefilmt werden, benötigt. Videografie unterscheidet sich von Videoüberwachung dadurch, dass die pädagogischen Fachkräfte sowie die Kinder und ihre Eltern über eine Dokumentation mittels Videografie informiert sind und nicht unwissend gefilmt werden. Grundlage für die Verarbeitung der Daten ist diese Einwilligung (Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit. a DSGVO). Der Zweck der Verarbeitung ist die professionelle Selbstreflexion sowie die damit verbundene Verbesserung unseres pädagogischen Handelns und der Qualitätsentwicklung unserer KiTa. Wir speichern und verarbeiten die Daten bis zur Auswertung der Videomaterialien (d. h. bis zur Durchführung des Elterngespräches), längstens aber bis zu 6 Monate nach Abschluss der Aufzeichnungen bzw. bis zum Ausscheiden des Kindes aus unserer KiTa oder bis zu einem Widerruf der Einwilligung, wenn dies früher erfolgt. Es besteht die Möglichkeit anhand der Videosequenzen auch die Entwicklung des Kindes über mehrere Jahre noch intensiver nachzuverfolgen. Natürlich haben Eltern darüber hinaus auch das Recht, sich bei der Aufsichtsbehörde für den Datenschutz zu beschweren. Wir sind rechtlich verpflichtet, Eltern darauf hinzuweisen.

„Wie sieht die technische Ausstattung aus?“
Für die videogestützte Aufzeichnung verwenden wir nur unsere KiTa-Handys, die als internetfähige Geräte eingestuft und mit einem internen PIN versehen sind. Die Speicherung erfolgt anschließend auf einer Speicherkarte, die in einem Fach in der KiTa abgeschlossen wird.

„Entstehen mir daraus Nachteile?“
Das Videocoaching ist eine kompetenzorientierte Methode. Dies bedeutet, dass gezielt nach gelungenen Sequenzen gesucht wird. Nicht die Fehlersuche steht im Vordergrund, sondern das Aufdecken von Kompetenzen. Sollte doch einmal eine „misslungene“ Situation aufgenommen worden sein, entscheidet die pädagogische Fachkraft ob und wie sie die Videoaufnahme verwenden kann. Im Verlauf der Arbeit mit dem Einsatz von Videografie bieten auch solche Szenen gutes Entwicklungspotenzial. Eltern können frei darüber entscheiden, ob eine Einwilligung erteilt wird oder nicht. Es hat keinerlei negative Konsequenzen, wenn die Einwilligung nicht erteilt wird. Eine einmal erteilte Einwilligung kann zudem jederzeit ganz oder teilweise widerrufen werden. Nach dem Widerruf werden wir die Daten nicht weiterverwenden.

 

Die Videoaufnahmen werden ausschließlich für interne Zwecke verwendet und gespeichert, das heißt zur Förderung einer positiven Entwicklung des Kindes und für eine professionelle Selbstreflexion der Fachkräfte. Eine Veröffentlichung der Daten im Internet und/ oder in sozialen Medien erfolgt unter keinen Umständen. Eine Weitergabe der Daten an unbeteiligte Dritte erfolgt ebenfalls nicht.